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Wie gehe ich mit meiner Trauer um

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Madame RosaKleid
time Gepostet am 2019.02.22, 22:43 Uhr          chart 6711 Besuche

Hallo,
heute habe ich mir das Thema Trauer ausgesucht und mag euch erzählen, wie ich damit umgehe.
Meine Eltern sind kurz hintereinander verstorben. Das kam so: Vater litt seit 25 Jahren an der Krankheit Sarkoidose, konnte dadurch irgendwann seinen Beruf nicht mehr ausüben und bekam dann die Rente wegen Erwerbsunfähigkeit.. Als es so schlimm wurde, dass Vater nicht mehr alleine klar kam beantragte Mutter für ihn Pflegestufe. Das ist jetzt 5 Jahre her. Er hatte jetzt Pflegegrad 3, und ein eigenes Krankenbett. Vor zwei Jahren wurde ihm ein Stent und eine neue Herzklappe eingepflanzt. Die Wunde ging nie zu, das bedeutet, dass sein Brustkorb nach der Operation nur mit einer dünnen Hautschicht bedeckt war. Er blieb ein ganzes Jahr im Krankenhaus, bekam mehrere Lungenentzündungen. In dieser Zeit verstarb seine Mutter. Da er so krank war, konnte er nicht an die Trauervorbereitungen und an ihrem Begräbnis teil nehmen. Er überstand das alles, kam wieder nach Hause und musste von da an fast jeden Monat mit dem Notarzt in eine Klinik, weil er keine Luft mehr bekam. Das war teilweise so schlimm, dass Mutter ihn oft reglos im Sessel vorfand. Für uns als Familie war das eine schwere Zeit. Wir hielten durch, letztes Jahr war er nur einmal im Krankenhaus, so dass wir dachten, er habe das schlimmste überstanden. Leider wurde er durch seine Krankheit letzten Endes immer mehr geschwächt, so dass er in den letzten paar Tagen seines Lebens von Mutter beim Gehen immer gestützt werden musste. Der Gang zur Toilette brauchte dann schon mal 20 Minuten. Mutter war am Ende ihrer Kraft. Am Dienstag, dem 12.02.2019 verstarb Vater dann als Mutter ihn waschen wollte. Er sackte einfach auf seinem Stühlchen im Badezimmer zusammen und Mutter bekam ihn nicht mehr aufgerichtet. Der Notarzt stellte den Tod fest. Es kam die Kripo und wir haben Vater am 19.02.2019 beerdigt. Für das alles fand Mutter die Kraft, aber nach der Beerdigung ging es mit ihr bergab. Sie nahm an nichts mehr teil, die Beileidsbekundungen interessierten sie nicht. Man konnte sie irgendwo hinsetzen und sie blieb dort sitzen. Wir trichterten ihr Essen und Trinken ein, sprachen mit ihr und beschworen sie doch wieder am Leben teil zu nehmen. Ich schlief in meinem Kinderzimmer um ihr nah zu sein. Morgens holte ich sie aus dem Bett, stellte fest, dass sie ins Bett gemacht hatte und machte sie für das Frühstück fertig. Ich musste sie anziehen. Immerhin trank sie etwas Kaffee. Abends setzten wir uns hin und schauten ihr Lieblingsfernsehprogramm, sie trank sogar einen Schnaps. Danach machte ich sie bettfertig. In der Nacht schaute ich ein paar Mal nach ihr, sie hatte immer das Licht an und schlief. Morgens brauchte ich meine Kraft um sie aus dem Bett zu holen, sie wollte nur noch schlafen. Ich schimpfte mit ihr, sagte ihr, dass das nicht geht und ging mit ihr langsam ins Bad. Sie wusch sich und wollte aufs Klo. Mein Bruder klingelte, ich machte ihm die Tür auf und verschwand dann ebenfalls auf einem anderen Klo, sagte ihm aber noch, dass er Mutter anziehen müsse. Sie säße im Bad auf dem Klo. So weit, so gut. Er bekam sie noch aufgerichtet, dann sackte sie in seinen Armen zusammen. Er hatte Mühe sie fest zu halten, sie rutschte ihm weg und er zog sie aus dem Bad heraus in den Flur. Er wollte sie wieder ins Bett bringen und rief nach mir. Gemeinsam gelang es uns, sie wenigstens ausgestreckt in den Flur zu legen, ins Bett bekamen wir sie nicht mehr, sie war schon zu schwer. Ich legte ihr dann eine Decke über und mein Bruder rief den Notarzt. Die Kripo war auch wieder dabei. Der Arzt versuchte Reanimation  aber Mutter wollte nicht mehr. Sie verstarb am 21.02.2019. Jetzt haben wir auch ihre Beerdigung vor uns.

RosaKleid dankt allen, die ihr hier mit einem guten Wort nach dem Tod ihres Vaters zur Seite gestanden haben.


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gender Savannah
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Savannah
time Gepostet am 2019.02.22, 23:27 Uhr

RosaKleid ich wünsche Dir und deinem Bruder viel Kraft für diese schwere Zeit.


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Madame RosaKleid
time Gepostet am 2019.02.22, 23:37 Uhr

Lieben Dank Savanna, es tut gut ein paar tröstende Zeilen zu lesen und zu wissen, dass jemand mit fühlt.


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time Gepostet am 2019.02.23, 04:35 Uhr

Rosakleid ich wünsche Dir auch und deinem Bruder viel Kraft für die nächste Zeit....


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time Gepostet am 2019.02.23, 10:32 Uhr

Auch ich wünsche dir viel kraft und deinem Bruder auch.es ist sehr schwer die richtigen Worte zu finden. Ich erlebe es immer wieder bei meinem Ehrenamt in der Krebs- Gruppe. Ich sage oft......der Angehörige ist nur voraus gegangen, irgendwann einmal seht ihr euch wieder...


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fred
time Gepostet am 2019.02.23, 16:49 Uhr

RosaKleid,

auch ich möchte Dir und Deinem Bruder mein Beileid aussprechen.
Möged ihr die Kraft haben, es positiv zu überwinden.
Das Leben hält für jeden von uns "Prüfungen" unterschiedlicher Art bereit.
Wir müssen sie annehmen und daraus lernen.

Lass dich fest  , auch wenn es wenig hilft.
Fred


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gender Roman
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Roman
time Gepostet am 2019.02.23, 17:29 Uhr

Es ist nie der richtige Zeitpunkt,es ist nie der richtige Tag,es ist nie alles gesagt,es ist immer zu früh!
Und doch sind da Erinnerungen,Gedanken,Gefühle,schöne Stunden,Momente die einzigartig und unvergessen bleiben.
Diese Momente gilt es einzufangen,festzuhalten und im Herzen zu bewahren.
Denn was man tief in seinem Herzen besitzt,kann man auch durch den Tod nicht verlieren.

Mein herzliches Beileid RosaKleid


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gender Traudel
gast gast
Traudel
time Gepostet am 2019.02.23, 22:00 Uhr

Hallo Liebes ,erstmal mein Herzliches Beileid zu deinem verlust...
Ich kenne es sehr gut ,den Schmerz Liebe Menschen zuverlieren...
Es ist sehr Traurig....
Ich wünsche dir und deinem Bruder ,viel Kraft um die schwere Zeit zuüberstehen....
Ich Denke an dich ganz fest,und nehme dich in den Arm und tröste dich....



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gender Madame RosaKleid
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Madame RosaKleid
time Gepostet am 2019.02.23, 22:16 Uhr

Ich danke allen, die mir mit einem tröstenden Wort zur Seite standen. 
Ich bin mir sicher, dass Mutter an gebrochenem Herzen starb. Sie wollte bei ihrem Mann sein, deshalb musste sie gehen. Heute geht es mir wieder besser. Das Diazepam, was mir der Arzt gab, werde ich noch ein paar Tage weiter nehmen Morgen wird Vater in der Kirche abgerufen, nächsten Sonntag dann Mutter. Mutters Beerdigung ist am 01.03.und wird wohl die schlimmste Beerdigung sein, die ich erleben werde. Das was passiert ist werde ich nie vergessen. Mit der Zeit werde ich gelernt haben damit zu leben. Trotzdem wird mir Mutter fehlen, wir hatten noch so viel vor. Vater war krank, bei ihm habe ich gewusst, dass er gehen muss und habe über einen langen Zeitraum Stück für Stück loslassen dürfen. Ich werde wohl  oft Situationen erleben, in denen ich meine Eltern wieder finden werde, doch trotz alledem werden mein Bruder und ich nun selber laufen lernen.


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gender Aksuamun
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Aksuamun
time Gepostet am 2019.02.23, 23:57 Uhr

Hallo Rosakleid.
Soviel Leid auf einmal,man kann deine Gefühle und deine Trauer gar nicht in Worte fassen.
Ich wünsche dir und deinem Bruder viel Kraft für die nächsten Tage,Wochen und für die Zukunft.
Mein herzliches Beileid Rosakleid.


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time Gepostet am 2019.02.24, 00:22 Uhr

Der Tod ist nichts,ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.Ich bin ich, ihr seid ihr.Das, was ich für euch war, bin ich immer noch. Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.Gebraucht keine andere Redeweise,seid nicht feierlich oder traurig.Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.Betet, lacht, denkt an mich, betet für mich, damit mein Name ausgesprochen wird,so wie es immer war,ohne irgendeine besondere Betonung,ohne die Spur eines Schattens.Das Leben bedeutet das, was es immer war.Der Faden ist nicht durchschnitten.Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.


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