Bilder, die unter die Haut gehen, hat es zu allen Zeiten gegeben. Früher wurde
die Haut mit scharfen Steinen oder Knochen aufgeritzt und dann mit Asche
oder Pflanzenfarbe eingerieben. Heute stechen Tätowierer auf der ganzen
Welt den Kunden ihre Wunschmotive in die Haut. Was vor Jahren noch
schockierend oder zumindest irritierend wirkte, ist längst
gesellschaftsfähig geworden.
Irezumi €“ japanische TätowierungenOb Klassiker wie Anker, Herz und Adler, ob abstrakte Muster oder individuelle Bilder
Tätowierstile gibt es viele. Einer der wichtigsten Stile der Welt stammt aus Japan.
Auch hier gab es erste frühzeitliche Stammestätowierungen, die mit der Orientierung an der chinesischen Hochkultur als primitiv verworfen wurden.Nachdem Shogune Tätowierungen über Jahrhunderte lang bis 1868 zur Stigmatisierung von Verbrechern eingesetzt hatten, kam die "Nihon Irezumi" auf, die schmückende Tätowierung.Irezumi bedeutet "Tinte einführen".
Die dazugehörigen Motive gehen auf eine chinesische Räuber- und Rebellengeschichte aus dem 14. Jahrhundert zurück. Die als "Suikoden" ("Geschichten vom Strand" im 18. Jahrhundert ins Japanische übertragene Erzählung von vier tätowierten Gesetzlosen, die sich wie Robin Hoodin den Dienst der Schwachen stellten, traf den Nerv der Zeit. Auch die japanische Bevölkerung hatte die Bevormundung durch die Shogune satt.Den Grundstock für die Irezumi-Tattoos lieferten die "Suikoden"-Illustrationen von Katshushika Hokusai und Utagawa Kuniyoshi, die die vier Rebellen mit ihren Hautmotiven und den in den Geschichten beschriebenen Motiven künstlerisch umsetzten. Typische Irezumi-Motive sind Drachen und Kirschblüten, Leoparden, Tiger oder auch Affen.Utagawa Kuniyoshi prägte die Stilrichtung zusätzlich, indem er die Motive in einen Wellen- und Wolkenhintergrund einbettete.Von großer Wichtigkeit beim Irezumi ist die Stimmigkeit der Motive, die vom Tätowierer eine sehr gute Kenntnis der japanischen Geschichte, Mythologie und Kunst verlangt. Irezumi wird oft als Synonym für die japanische Ganzkörpertätowierung verwendet, den sogenannten Anzug. Tätowierungen als Zeichen der ZusammengehörigkeitOb Seeleute, Fremdenlegionäre, die japanischen Mafiosi der Yakuza, Angehörige der SS im Zweiten Weltkrieg, Prostituierte und Zuhälter oder Mitglieder der Rockerbande Hells Angels €“ (Rand-)Gruppen nutzen bis heute Tätowierungen als Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit.Im NS-Konzentrationslager Auschwitz bekamen die Häftlinge eine Nummer auf den Arm tätowiert, um geflohene Häftlinge und Leichen ohne Kleidung identifizieren zu können.Die Kunst auf der Haut diente auch als Broterwerb: Auf Jahrmärkten und in Kuriositätenkabinetten verdienten sich tätowierte Menschen mit ihrer Zurschaustellung den Lebensunterhalt.Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit ist der zu 99,9 Prozent tätowierte Brite Tom Leppard. Mitte der 1980er Jahre ließ er sich sein Leoparden-Design anlegen und seine Eckzähne spitz feilen. Lange Zeit war er im "Guinness Buch der Rekorde" als der am vollständigsten tätowierte Mensch aufgeführt. 2016 starb Leppard im Alter von 80 Jahren.
Das nenn ich mal ein schönes Tattoo